27.11.2024

Reiner Greve stellt sich vor

Parteiloser Bürgermeisterkandidat für Löhnberg

Reiner Greve tritt im Februar bei der Bürgermeisterwahl in Löhnberg an Alexander Bonn

Der kleine beschauliche Ort Löhnberg im Lahntal zwischen Wetzlar und der Kreisstadt Limburg ist zurzeit in aller Munde. Knapp 5000 Einwohner zählt die Gemeinde und gehört zu den am höchsten verschuldeten Kommunen Hessens. Was schon dazu geführt hat, dass der Bürgermeister in den Vorruhestand ging – Krankheitsgründe – und das Land der Kommune eine Art Zwangsverwalter ins Rathaus setzte.

Amtsleiter für Jugend, Kultur, Soziales und dem Bürgerbüro
Der in der Usinger Verwaltung tätige Amtsleiter für Jugend, Kultur, Soziales und dem Bürgerbüro, Reiner Greve, will dort parteiloser Bürgermeister werden. Masochistische Neigungen hat er nicht, wie Greve lachend betont. Bei der Haushaltslage der Kom-mune, den verstrittenen Parteien und dem Schuldenberg wäre das aber sicher eine hilfreiche Eigenschaft. Denn alleine voraussichtlich 36 Millionen Euro Schuldenberg lasten auf Löhnberg, bis Ende 2027 müssen zudem weitere vier Millionen Euro an Kassenkredit auf Null gestellt werden.

Bürger in künftige Entscheidungen einbinden
Angesichts der Tatsache, dass gerade ein großer Gewerbesteuerzahler eine millionenschwere Steuerrückerstattung will, eine Aufgabe, die mehr als eine Herausforderung ist. Aber Greve hat einen Plan, und der hat mehrere Standbeine. Er möchte die Bürger in künftige Entscheidungen einbinden. Ihm schwebt eine Internetseite vor in Verbindung mit einer App, in der die Bürger mit erstem Wohnsitz in Löhnberg sich einbringen. „Es gibt ein so großes Potenzial an absoluten Fachleuten auf vielen Gebieten in diesem Ort, dass wir ihre Ideen und Vorstellungen unbedingt nutzen müssen. Hat dann ein Thema bei einer folgenden Abstimmung mehr als 50 Prozent Stimmen, bringe ich es in die Gemeindevertretung ein“, so Greve weiter.

Geschicke der Gemeinde mitbestimmen
Bürger können also die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen, wenn die politischen Vertreter dies wollen. Außerdem soll diese Plattform dazu dienen, dass alle Prozesse der Verwaltung und der Politik zeitnah und transparent kommuniziert werden. „Wir werden also nicht nur von Bürgerbeteiligung reden, sondern diese praktizieren“, so Greve. Eine Maßnahme, die auch sicher dazu beitragen könne, das Löhnberg wieder positive Schlagzeilen mache. Für alle Bürger, die nicht im Internet zu Hause sind, wird es regelmäßige Bürgersprechstunden geben, weil auch der persönliche Kontakt nicht zu kurz kommen soll.

30 jährige Erfahrung aus der Verwaltung
Aus seiner nunmehr 30 jährigen Erfahrung aus der Verwaltung weiß er, dass die sogenannte Interkommunale Zusammenarbeit durchaus für eine klamme Kommune eine Möglichkeit ist, wieder Fahrt aufzunehmen. „Das Rathaus ist nicht sehr groß, es fehlen Mitarbeiter. Und derzeit sind keine Fachleute auf dem Markt, schon gar keine, die sich eine so kleine Kommune leisten kann oder die sich durch die aktuellen Schlagzeilen angezogen fühlen“, sagt Greve. Also will er erst einmal alle im Rathaus kennenlernen und mit ihnen gemeinsam ausloten, was die kleine Verwaltung leisten kann und was eben nicht.

Heiko Stock ist als Bürgermeister vom Land eingesetzt
Vor allem die Kämmerei hat er im Auge, denn „hier benötigen wir ein Know-how, das sicher durch Kooperation mit Nachbarkommunen zu bekommen ist und uns dann für die Zukunft aufstellt“. Das hat auch der derzeitige „Zwangsverwalter“ bereits betont. Heiko Stock ist als Bürgermeister vom Land eingesetzt, der 54-Jährige war Bürgermeister von Lautertal im Vogelsberg. „Aber eine IKZ geht noch weiter. Sicher kann die Verwaltung auch Leistungen für andere Kommunen anbieten und nicht nur auslagern. Das nutzt Synergieeffekte, senkt Kosten und steigert die Qualität“, so Greve.

Fraktionen und Parteien an einen Tisch bekommen
Punkt drei: Natürlich möchte er die Fraktionen und Parteien an einen Tisch bekommen, so er denn im Februar bei der Direktwahl das Mandat der Bürger bekommt. Denn gemeinsam wurde der Wagen in den Sumpf gefahren, nur gemeinsam sei dies auch wieder zu richten. Kommunikation also. „Die Streitereien, wer denn nun das ,Förmchen im Sandkasten’ kaputt gemacht hat, müssen aufhören und eine Diskussion über Inhalte muss geführt werden. Persönliche Anfeindungen sind absolut kontraproduktiv, und die Stimmung in der gesamten Gemeinde leidet erheblich darunter. Hier müssen alle einen Schritt aufeinander zugehen“, fordert Greve.

Wir brauchen keine streitende, sondern eine handelnde Politik
Und wie will er sich mit der Politik arrangieren? Drei Parteien sind im Parlament – SPD, die Freien Wähler und die CDU. Dabei haben SPD 44,5 Prozent, die Freien Wähler 40,1 und die CDU 15,4. Regiert wird von SPD und CDU. „Ich möchte im Vorfeld einer Vorlage für das Parlament die Meinungen ausloten. Sprich: Im Falle einer
Wahl möchte ich Ideen und Vorschläge vor einer Sitzung mit den Fraktionen besprechen, um dann möglichst einen guten Kompromiss einzubringen, der die verschiedenen Vorstellungen berücksichtigt. Wir brauchen keine streitende, sondern eine handelnde Politik. Nur das kann der künftige Weg sein.“

Und dann wäre da noch sein „Steckenpferd“, die Kitas.
Davon hat Löhnberg zwei, eine mit demnächst sieben, eine mit fünf Gruppen. Gerade in dem Bereich ist die Stimmung katastrophal, denn bisher hatte die Gemeinde keine Kitagebühren. Die wurde nun unter der Zwangsverwaltung eingeführt. Da aber die Kommune in der Vergangenheit auch damit geworben hatte und in den vergangenen Jahren um rund 400 Einwohner zunahm, sind Eltern ob der Änderung wenig erbaut. Zum Vergleich: Usingen hat Kitagebühren, die nach einem Abkommen mit dem Elternbeirat jährlich um die Inflationsrate und Tarifsteigerungen erhöht werden. Das verhindert blaue Wunder, wütende Eltern und große Haushaltslöcher, wenngleich die Stadt schon jetzt fast 70 Prozent der Kosten trägt. „Wenn wir schon fordern, müssen wir auch geben“, so Greve, der hier fachlich ein Heimspiel hat.

„Ich möchte Öffnungszeiten flexibel handhaben und damit auch die Gebühren.
Deshalb muss es schnell Gespräche mit den Kitas und den Eltern geben, damit wir hier eine gemeinsame Richtung erarbeiten. Über die Köpfe der Eltern hinweg wird nichts entschieden.“ Weiterhin will er einen Fokus auf Vereine und ehrenamtliche Tätigkeit legen. „Vereine und Ehrenamtliche sind das wichtigste Standbein jeder Kommune und diese gilt es zu unterstützen. So hat Usingen etwa seit vielen Jahren ehrenamtliche Mitarbeiter, die die Hilfe zum Rentenantrag anbieten. Eine Leistung, die die Verwaltung aktuell in Löhnberg nicht anbieten kann, da kein Personal dafür da ist.“. Eine mit den Vereinen zu entwickelnde „Vereinsförderrichtlinie“ soll allen Vereinen Planungssicherheit bieten können. Gerade hat Greve seine Bewerbungsunterlagen abgegeben. Und warum gerade Löhnberg? Greve wohnt mit seiner Familie
dort. „Ich bin ein kommunikativer Mensch, liebe die Gemeinde, habe viele Kontakte, und meine Frau, eine geborene Braun, ist dort aufgewachsen. Ich habe mich schon in den 80er Jahren in Selters sehr wohl gefühlt und finde, dass Löhnberg eine tolle Gemeinde ist. Deshalb möchte ich mich engagieren.“ Die Wahl ist übrigens am 9. Februar.

Vita Reiner Greve
Reiner Greve wurde am 14. Januar 1963 in Weilburg geboren. Nach dem Abi am Gymnasium Philippinum Weilburg studierte er Diplom-Pädagogik, arbeitete von 93 bis 94 in der Jugendarbeit im Gallus Frankfurt, wechselte 1994 zur Jugendpflege Usingen, wurde 95 kommissarischer Leiter und übernahm die Amtsleitung in 1996. Mitte der 2000er kam noch die Leitung des Bürgerbüros hinzu und er zeigt sich somit für knapp 130 Mitarbeiter verantwortlich. Mit seiner Frau Andrea hat er zwei Kinder, eine 3-Jährige Tochter und einen 15 Wochen alten Sohn. Seine Frau leitet eine Kita. Er hat mit zur Modernisierung der Usinger Verwaltung beigetragen und die Kitas inhaltlich aufgestellt – also pädagogische Schwerpunkte erarbeitet und mit englischsprachigen Mitarbeitern seit 2004 in allen Kitas noch heute ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland geschaffen. Reiner Greve tritt im Februar bei der Bürgermeisterwahl in Löhnberg an. 

Quelle: Taunuszeitung -Von Andreas Burger-


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