01.11.2025
Sexuelle Ausbeutung Minderjähriger im digitalen Raum
Phänomen „Taschengeld-Treffen“
Betroffen sind Kinder und Jugendliche aus allen sozioökonomischen Hintergründen. © Canva
„Taschengeld-Treffen“ sind weit mehr als harmlose Verabredungen. Sie stellen ein wachsendes Phänomen sexueller Ausbeutung von Minderjährigen dar, das sich zunehmend im digitalen Raum manifestiert. Was für Kinder und Jugendliche oft als „einfache Möglichkeit, Geld zu verdienen“ oder als Weg zu einem Gefühl der Wertschätzung beginnt, entpuppt sich als eine Form der Gelegenheitsprostitution und der sexualisierten Gewalt, die gravierende psychische und physische Folgen nach sich ziehen kann. Rechtlich sind diese Verabredungen klar als sexueller Missbrauch einzuordnen.
Minderjährige erfahren oft über ihr soziales Umfeld von sogenannten „TG-Treffen“. Betroffen sind Kinder und Jugendliche aus allen sozioökonomischen Hintergründen. Die Täter sind überwiegend Männer, oft über 40 Jahre alt, und gehören allen gesellschaftlichen Schichten an. Die Kontaktanbahnung für diese Treffen, bei denen sexuelle Handlungen gegen geringe Geldbeträge oder Geschenke angeboten werden, hat sich im Zuge der Digitalisierung stark verlagert: Sie findet überwiegend auf Online-Anzeigenportalen und Dating-Plattformen statt. Täter nutzen diese Plattformen gezielt, um mit Codes wie „TG-T“ (Taschengeld-Treffen) oder „BMB“ (Bitte mit Bild) Angebote oder Gesuche zu platzieren. Nach einem ersten Online-Austausch verlagert sich die Kommunikation häufig in private, nicht öffentlich einsehbare und verschlüsselte Messenger-Dienste, was die Verfolgung erschwert.
Unzureichende Regulierung und mangelnde Verantwortungsübernahme seitens der Online-Plattformen begünstigen die sexuelle Ausbeutung zudem erheblich. Oft reicht zur Kontoeröffnung eine gültige E-Mail-Adresse. Eine zuverlässige Altersverifikation in Kontakt- und Erotikkategorien fehlt oder ist leicht zu umgehen.
Handlungsempfehlungen für Eltern und Bezugspersonen
- Reden Sie offen und schaffen Sie Vertrauen durch Zuhören: Sprechen Sie regelmäßig und altersgerecht mit Ihrem Kind über die Risiken im Internet, einschließlich Phänomenen wie „Taschengeld-Treffen“. Fördern Sie eine vertrauensvolle Beziehung, damit Ihr Kind sich jederzeit an Sie wenden kann.
- Achten Sie auf Warnsignale: Nehmen Sie Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes wie Rückzug, Stimmungsschwankungen oder unerklärliche Besitzgüter ernst. Diese könnten Hinweise auf Probleme oder Belastungen sein.
- Suchen Sie professionelle Hilfe: Zögern Sie nicht, bei Verdacht oder konkreten Anzeichen für eine sexuelle Ausbeutung professionelle Beratungsstellen oder die Polizei zu kontaktieren. Es gibt viele Stellen, die unterstützen.
Präventionstipps für Jugendliche
- Schätze die Realität richtig ein: „Taschengeld-Treffen“ sind immer sexuelle Ausbeutung, auch wenn sie sich freiwillig anfühlen oder eine einfache Möglichkeit zu sein scheinen, Geld zu verdienen.
- Sprich darüber, du bist nicht allein: Wenn du Fragen hast, unsicher oder betroffen bist, wende dich einer Person an, der du vertraust. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.
- Nutze Hilfsangebote: Zögere nicht, professionelle und anonyme Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt Stellen, die speziell für dich da sind und dir Unterstützung bieten.
Weitere Tipps und Anlaufstellen für Hilfesuchende finden Sie hier.
Quelle:
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes