07.06.2025
Machen Sie Ihren Garten Barrierefrei
Folge 25: NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause

Unsere Gärten und Grünanlagen sind unverzichtbare Lebensräume für viele Tierarten. Doch viele der Arten sind auch im Siedlungsraum inzwischen in Bedrängnis geraten und brauchen dringend Unterstützung. „Egal, ob Igel, Fledermaus, Eichhörnchen, Kröte oder unsere Gartenvögel, immer mehr Wildtiere, die unsern Alltag im Siedlungsraum über lange Zeit begleitet haben, haben es inzwischen immer schwerer zu überleben. Wer ein paar grundsätzliche Tipps beachtet, kann ihnen aber einfach unter die Arme greifen und so dazu beitragen die Vielfalt um uns herum zu erhalten“, sagt Christoph Gath, Vorsitzender der NABU-Gruppe Essershausen.
Für die meisten Wildtiere sind die grundlegenden Probleme schnell identifiziert: Es mangelt an geeignetem Wohnraum und Nahrung. „Vielen Gartenbesitzenden ist gar nicht bewusst, dass unsere Grundstücke für die Tiere nur noch schwer zu betreten und verlassen sind. Die zunehmende Bebauung und Versiegelung verhindert, dass sie problemlos zwischen den Grundstücken wechseln und so genügend Futter und Partner finden. Hier kann man schon mit einfachen Mitteln Abhilfe schaffen“, erläutert der Ortsgruppenvorsitzende. Dichte Grundstückseinfriedungen verhindern etwa, dass Igel (Foto) von Grundstück zu Grundstück wandern können. Hier reichen schon kleine mindestens 10 x 10 cm große Öffnungen in Toren oder Zäunen und Aufstiegshilfen bei Treppenstufen mit mehr als 18 cm Höhe, um Igeln (und auch Kröten) das Leben deutlich zu erleichtern. Solche “Igelrennbahnen” ersparen den Stacheltieren kräftezehrende Umwege. Wer dann noch mit Ast- und Laubhaufen in ruhigen Ecken für sichere Rückzugsorte sorgt, hat den Igeln schon enorm weitergeholfen.
„Große Teile unserer Grundstücke sind inzwischen versiegelt oder bebaut. Das erschwert den Bodenlebewesen und auch zum Beispiel dem Maulwurf das Vorankommen und Überleben. Prüfen Sie doch einmal, ob auf Ihrem Grundstück nicht mehr Boden entsiegelt werden kann, und lassen Sie die Bodenlebewesen wieder durchatmen“, rät Gath. Schottergärten mit Folien und Beton machen dem kleinen Buddler das Leben zusätzlich schwer. Auch hier gibt es pflegeleichte und naturnahe Alternativen, wie z. B. Kiesgärten nach alpinem Vorbild oder Beete mit pflegeleichten Bodendeckern und heimischen Stauden, die für reichlich Futter für Maulwurf, Igel, Gartenvögel und Co sorgen. Und nebenbei lohnt sich die Entsiegelung auch finanziell, denn versiegelte Böden werden mit einer höheren Abwassergebühr angerechnet.
Neben den Barrieren durch Zäune und versiegelten Flächen spielt auch unser nächtliches Kunstlicht eine enorme Rolle. „Uns als tagaktiven Wesen erscheint Licht immer noch als etwas Harmloses, wenn nicht sogar Notweniges. Aber unser nächtliches Kunstlicht ist ein riesiges Problem für die Tier- und Pflanzenwelt um uns herum. Und dabei geht es nicht nur um die nachtaktiven Tiere wie Fledermäuse, Igel oder Nachtfalter. Selbst bei den tagaktiven Gartenvögeln lassen sich negative Effekt ähnlich einem Burnout nachweisen, da sie durch das Dauerlicht in ihren Ruhephase gestört werden“, so Gath. Auch viele Bodenlebewesen und Mikroorganismen, die wichtig für die Gesundheit und Fruchtbarkeit unsere Böden sind, werden erheblich durch das Licht unserer bodennahen Gartenleuchten gestört. Die Auswirkungen auf diese Tiere mögen im ersten Augenblick nicht so auffällig sein, wie tote Insekten an der Lampe. Aber auch hier verschwinden durch das abgestrahlte Licht zahllose Tiere und mit ihnen ihre wichtigen Leistungen für ihr Ökosystem. Dabei ist der Großteil des Kunstlichts unnötig und lässt sich durch Alternativen wie Reflektoren ersetzen oder durch geeignete Lampen und gut eingestellte Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder in seinen negativen Auswirkungen deutlich reduzieren.
Aufgeräumte Gärten mit englischem Rasen bieten weder Nahrung noch die nötigen Rückzugsorte für Tiere. Im naturnahen Garten mit einer vielfältigen Auswahl heimischer Pflanzenarten ist der Tisch für alle reich gedeckt, ohne dass zugefüttert werden muss. „Wichtig ist, dass wir auch hier nicht zu viel aufräumen und Samenstände und wilde Ecken stehen lassen, damit die Tiere sich bedienen können. Auch das Laub sollte im Garten verbleiben, denn es dient vielen Tieren als Versteck oder Futterquelle“, so der Naturschützer. Hochstapler sind übrigens unter den tierischen Nachbarn gern gesehen, denn Asthaufen, Benjeshecken, lockere Steinhaufen und Co. bieten wichtige Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten und sind aktuell leider meist Mangelware. Lockere Steinhaufen bieten Eidechsen, Kröten und Mauswieseln perfekte Verstecke. Dichte Hecken und Totholz im Garten helfen unter anderem Igeln, Spitzmäusen und Eichhörnchen bei ihren Wanderungen sichere Zwischenstopps einzulegen und sich so im Siedlungsraum auch bewegen zu können. Gleichzeitig sind sie sichere Häfen, in die sich Gartenvögel und ihr Nachwuchs vor Fressfeinden retten können. „Bitte achten Sie auch auf einen sicheren und leichten Zugang zu Wasser. Gerade in den immer häufiger werdenden Trockenphasen ist Wasser für die Tiere in unseren Gärten nur noch schwer zu erreichen“, gibt der Vorsitzende zu bedenken. Stark wassergebundene Arten wie Libellen und Amphibien leiden besonders unter den Trockenphasen und brauchen sichere Möglichkeiten für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Mit flachen Einstiegen, kleinen Steinen oder Ästen als Sicherung an Tränken und Teichen und guten Abdeckungen von Regentonnen mit steilen Wänden, können alle Tiere im Garten das Wasser sicher nutzen. unter www.nabu-essershausen.de gibt es weitere Infos über die Arbeit der Essershäuser Naturschützer.
Quelle:
NABU Essershausen