22.05.2025

Ein Vortrag der anderen Art

20-jähriges DIG-Mitglied Elisa Di Lena - Einblicke in ihre Lebenserfahrung in Pisa

Elisa Di Lena zeigt Fotos von Pisa in ihrer Zoom-Videokonferenz. Foto: R. Schneider-Cartocci/DIG

Elisa Di Lena gehört zu einer Familie, die immer in der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Mittelhessen e.V. engagiert war, und sie selbst war schon Jugendleiterin im Verein vor ein paar Jahren. Sie hat Italienisch als Schülerin auch gelernt. So wurde sie von DIG-Vorsitzender Rita Schneider-Cartocci am Freitag, 16. Mai 2025, am Anfang der Zoom-Videokonferenz „Pisa und me(h)r“ vorgestellt, in der sie von ihren Erfahrungen in Italien, genauer gesagt in Marina di Pisa, erzählte, wo sie seit Juli 2024 lebt. Nach ihrem Abitur ist sie nämlich dorthin gezogen, weil sie sich eine längere Italienerfahrung wünschte und das kleine Fischerdorf in der Nähe von Pisa (Toskana) seit den Sommerferien ihrer Kindheit kannte und liebte. Di Lena zeigte einige Bilder des Urlaubsorts, der Fischerhütten „retoni“ – Symbol des Dorfes – und der berühmten Stadt Pisa mit ihrem Schiefen Turm.
Sehr interessant für die Zuhörer waren die Eindrücke aus dem Alltag der jungen Frau und die Unterschiede zum Leben in Deutschland, die sie merkte. Wie sie mehrmals betont hat, geht es um die Realität, die sie in diesen Monaten in Marina di Pisa erlebt hat, und ihre Anmerkungen haben keinen Anspruch, allgemein für ganz Italien zu gelten. Im Dorf ist der Lebensrhythmus langsamer, die Beziehungen sind persönlicher. Ältere Menschen werden respektiert und ihnen wird geholfen. Alles ist lockerer – z. B. die Regeln im Straßenverkehr oder der Begriff der Pünktlichkeit: Man trifft sich „verso le otto“ (gegen acht), eine genaue Uhrzeit wird nie genannt und 15 Minuten Toleranz ist immer gewährt. Diese entspannte und freundliche Lebensweise genießt Elisa Di Lena sehr.
Die negative Seite des Lebens in Italien ist die Arbeitswelt. Elisa Di Lena jobbt, aber Studentenjobs wie in Deutschland gibt es nicht. Im Winter gibt es kaum Arbeit in Marina di Pisa auch für die Einheimischen, die einen Sommer- und einen Winterjob haben, weil es ein Urlaubsort ist. Sie konnte Jobs über Portalen und Facebook-Gruppen finden. In den letzten Monaten hat sie über eine Agentur in Bars und Büros geputzt, aber jetzt fängt sie an, an der Rezeption eines Campingplatzes zu arbeiten, da die Saison wieder startet. Was auch leider negativ beeindruckt, ist die miserable Vergütung der Jobs teilweise in Höhe von 5 Euro pro Stunde, die von vielen ausländischen Arbeitskräften akzeptiert wird, um die Stelle nicht zu verlieren und damit die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis. 2023 war der durchschnittliche Bruttogehalt Italiens um die 32.000 Euro (unter dem europäischen Durchschnitt) gegen die 51.000 Euro Deutschlands. Auch die Wohnsituation ist nicht einfach. Die allgemeine Unzuverlässigkeit der Italiener bei der Arbeits- und Wohnungssuche mit Verspätungen und mangelnden Rückmeldungen ist ein Aspekt des italienischen Lebens, der Di Lena stört.
Die Zwanzigjährige erlebte auch Episoden von besonders starkem Unwetter zwischen September und November, mit „bombe d’acqua“ (plötzliche starke Regenfälle), überfluteten Straßen, Wind bis 100 km/h und Hochwasser. Im November war sogar die Protezione civile (Zivilschutz) im Einsatz in Marina di Pisa. Das alle verdarb aber ihre Begeisterung für Italien nicht, so dass sie zum Schluss noch behaupten konnte, sie sei glücklicher in Italien als in Deutschland und schätze die „dolce vita“ trotz aller Umstände sehr.
Im August wird sie nach Deutschland für eine Ausbildung als Tourismuskauffrau zurückkommen und selbstverständlich will sie ihre Zukunft zwischen Deutschland und Italien verbringen.

Quelle: http://www.dig-mittelhessen.de


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Veranstaltung

Die dritte Natur
Rosenhang Museum | So., 15.6.2025 bis So., 7.9.2025 23:59 Uhr

Was ist Natur; wie visualisiert sich Natur in den Künsten? Das ist wohl die treibende Frage hinter dem Konzept von Kaluza und Lan.

Ein Gedanke dazu:
Unter einer ersten Natur mag eine von frühen Menschen unmittelbar erlebte Welt gemeint sein, die Teil der Naherfahrung Natur waren; eine Gesellschaft, die die Natur nicht nur physisch, sondern auch spirituell und emotional als Ereigniskette erlebten.

Natur wird zur Ressource
Die zweite Natur begrenzt sich bereits auf einen objekthaften und auch utilitaristischen Charakter; die Natur wird zur Ressource, zur Lebensgrundlage, zu einer Umwelt. Die Sprache rückt sie in eine konträre Position zur Kultur; die Natur wird zugunsten der Kultur ersetzbar.

Dritte Natur der Künste
Eine Kultur allerdings, die alles andere als frei von Sehnsüchten nach eben jener verloren Frühzeit ist; eine Kultur, die ihrerseits wieder eine „künstliche“ Idyllnatur entwickelt, eine dritte Natur der Künste, eine reine Menschennatur, die per Eskapismus und totalisierter Immersion wiederum an die Urbilder einer ersten Natur anknüpft.

Oder auch: Anknüpfen muss. Denn diese beständige Sehnsucht verrät nicht weniger als eine Abhängigkeit von der Natur, die kaum noch zu leugnen ist.


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