27.11.2025
Ruderwerkstatt GmbH als „Teilhabechampion“ des Lahn-Dill-Kreises ausgezeichnet
Wo Inklusion Medaillen möglich macht
Foto: Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar
Es ist einer dieser Momente, die sich ins Gedächtnis brennen: Jonathan Rommelmann und Jason Osborne setzen zu den finalen Ruderschlägen an. In den letzten Metern des mitreißenden Olympia-Endlaufs in der Bucht von Tokio spannen sich ihre Muskelstränge bis zum Äußersten an. Beine, Rumpf und Arme arbeiten im perfekten Rhythmus für den letzten Vortrieb: Silber für Deutschland im Doppel-Zweier! Was niemand im Augenblick des Triumphs an der Regatta-Strecke oder zu Hau-se vor den Bildschirmen ahnt: In diesem Hightech-Sportgerät, das gerade die Ziellinie überquert, steckt über fünfzig Prozent Teamwork von Menschen mit Behinderungen aus Mittelhessen.
Gebaut wurde das Sportruderboot in akribischer Handarbeit von der Ruderwerkstatt GmbH in Wetzlar. Geschäftsführer Daniel Riechmann steht zwischen mehr als 120 gelagerten Sportbooten und soll erklären, warum er bewusst mehr als die Hälfte seiner rund 20 Arbeitsplätze mit Mitarbei-enden besetzt, die einen Grad der Behinderung haben: „So genau kann ich das gar nicht sagen. Wichtig für uns ist, dass der Mensch zum Betrieb und die Aufgabe zum Menschen passt.“ Dieser Grundsatz gelte uneingeschränkt für alle – ob mit oder ohne Behinderung. Entscheidend sei, Auf-gaben anzunehmen, Verständnis im Team zu entwickeln, eine echte Fehlerkultur zuzulassen, präzise zu planen und zu kommunizieren. „Das gilt aber für Menschen ohne Beeinträchtigung gleich-ermaßen“, betont Riechmann, der sich auch in der Ausbildung von jungen Menschen mit Handicap engagiert und so langfristige berufliche Perspektiven schafft.
Was den Unterschied macht
Der Unternehmer, selbst tief mit dem Rudersport verbunden und eng mit dem Deutschen Ruder-verband sowie zahlreichen Vereinen und Verbänden vernetzt, spricht bewusst nicht von Menschen mit Behinderung, sondern von Mitarbeitenden mit besonderen Fähigkeiten. Genau diese spezifischen Fähigkeiten seien es, die im Handwerk den Unterschied machen – besonders bei High-End-Produkten, bei denen am Ende hundertstel Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Die Auszeichnung
Mit der Auszeichnung „Teilhabechampion“ würdigt der Lahn-Dill-Kreis gemeinsam mit seinen Partnern monatlich Unternehmen, die sich in besonderem Maße für eine inklusive, vielfältige und chancengerechte Arbeitswelt einsetzen – oftmals ohne großes Aufsehen. Der Titel „Teilhabechampion“ soll solche guten Beispiele sichtbar machen und andere Betriebe ermutigen, diesem Weg zu fol-gen.
Der Jury gehören derzeit an: die Behindertenbeauftragte sowie die Wirtschaftsförderung des Lahn-Dill-Kreises, die Wirtschaftsförderung des Lahn-Dill-Kreises, die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA), die Handwerkskammer Wiesbaden, die IHK Lahn-Dill sowie die Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar. Mit ihrer Entscheidung würdigt die Jury das außerordentliche Engagement der Ruderwerkstatt GmbH für gelebte Inklusion, soziale Verantwortung und unternehmerische Haltung, die zeigt: Höchstleistung entsteht dort, wo Vielfalt selbstverständlich ist.
An der Auszeichnung nahmen teil - von links: Burak Dogan (IHK), Jenny Truhöl (Handwerkskammer), Dirk Köh-ler (Arbeitsagentur), Stadträtin Bärbel Keiner (Stadt Wetzlar), Daniel Riechmann (Ruderwerkstatt), Monika Mundt (EAA) und die Sozialdezernentin des Lahn-Dill-Kreises Dr. Rebecca Neuburger-Hees. Foto: Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar
Quelle:
Arbeitsagentur