30.05.2025

Eric Pfeil präsentierte die beste und die schlechteste Popmusik

„Ciao amore, ciao“ in Gießen

Autor Eric Pfeil berichtet über Italien und Musik. Foto: A. Riva/DIG

Der bekannte Autor Eric Pfeil war zu Gast im Hermann-Levi-Saal des Kulturrathauses Gießen am Mittwochabend, 21. Mai 2025. Mit der freundlichen Unterstützung des Kulturamts der Stadt Gießen konnte die Deutsch-Italienische Gesellschaft Mittelhessen e.V. die unterhaltsame Lesung „Ciao amore, ciao“ aus dem gleichnamigen Buch (Verlag Kiepenheuer & Witsch) dieses Kenners von Italien und italienischer Musik organisieren.

Nach einer kurzen Begrüßung von DIG-Vorsitzender Rita Schneider-Cartocci und DIG-Schriftführer Dr. Horst Gerhard trat Eric Pfeil auf die Bühne, der die rund 100 Zuschauer in seinen Bann zog. Die als Lesung angekündigte Veranstaltung bat viel mehr als herkömmliche Lesungen. Der 1969 in Bergisch Gladbach geborene Journalist präsentierte ein Bild vom zeitgenössischen Italien seit den Sechziger Jahren, das auf Musik nicht verzichten kann. Es gibt keine Kunstform, die diesen „schwer zu durchdringenden Kuddelmuddel zwischen Bozen und Palermo“ so gut erklärt, wie Popmusik.

Mit seiner lebhaften und humorvollen Art schilderte Pfeil Ereignisse aus Gesellschaft, Politik und Musikwelt. Beispielhaft dafür ist die Bühne des Festival di Sanremo, des bekanntesten Popmusikwettbewerbs Italiens, wo es nicht nur um Musik geht, sondern auch um Politik mit Monologen berühmter Schauspieler wie Roberto Benigni 2023, um Mode und Kleidung wie den kritisierten durchsichtigen Outfit der Influencerin und Moderatorin Chiara Ferragni, und um große Skandale wie das mit dem jungen Sänger Blanco, der in einem Wutanfall wegen einer technischen Störung in seinen In-Ears die Rosen auf der Bühne verwüstete und vom Publikum ausgepfiffen wurde.
Seine Leidenschaft für die italienische Musik verdankt (oder ihr beschuldigt) Pfeil seinen Ferien in Italien als Jugendlicher und die Platten der Top 20, die sein Vater nach dem Urlaub immer gekauft hatte. Italiener seien verantwortlich für die beste und die schlechteste Popmusik der Welt, behauptete Pfeil. Von der „erhabenen Variante“ über die „lustige Variante“ bis zur „charmante-beknackten“ Variante der italienischen Popmusik führte er das Publikum durch die Siebziger und Achtziger Jahre.

Er berichtete ganz ernst über Ikone der italienischen Musik, um dann auf ganz natürlicher Art witzige Details und lustige Vergleiche einzupflegen, die die Zuhörer zum Lachen brachten. So konnten die Anwesenden den Vertreter der Schule der Empfindsamkeit Lucio Battisti kennen lernen, der in den Sechziger und Siebziger Jahren mit Liedern wie „La canzone del sole“ seine Fans berührte und mit „Il mio canto libero („Mein freier Gesang“) das Leitmotiv der italienischen Musik besang. Oder die emanzipierte Sängerin und Showgirl Raffaella Carrà, die mit ihren Auftritten mit Liedern wie „A far l’amore comincia tu“ (in Deutschland durch Tony Holiday als „Tanze Samba mit mir“ bekannt), „Tanti auguri“ und dem Tanz „Tuca tuca“, die die weibliche Selbstermächtigung ausdrückten, für Empörung im italienischen Fernsehen RAI der Siebziger Jahre sorgte.

Zuletzt präsentierte Eric Pfeil noch die „schön und schreckliche“ Variante der italienischen Popmusik, die Anfang der Achtziger Jahre auch in den deutschen Hitparaden zu hören war: Al Bano und Romina, die in „Felicità“ über das Glück als “ein belegtes Brötchen mit einem Glas Wein“ philosophierten, oder die Gruppe Ricchi e Poveri mit Stücken von „aggressiver Lebensfreude“ wie „Mamma Maria“. Ihr „Sarà perché ti amo“ (1981) zeigt keine künstlerische Finesse, ist aber wieder das Credo der italienischen Musik: Wenn alles verrückt wird, dann kommt ein Lied.
Denn was hilft in dunkelsten Zeiten? Italienische Popmusik ist die Antwort, so Eric Pfeil.

Pfeil stellt Ikone der italienischen Popmusik vor. Foto: A. Riva/DIG
Autor Eric Pfeil, DIG-Vorsitzende Rita Schneider-Cartocci und DIG-Schriftführer Dr. Horst Gerhard. Foto: A. Riva/DIG

Quelle: http://www.dig-mittelhessen.de