06.06.2025
Wie zwei Gründer aus Limburg-Weilburg ihren Traum verwirklichen
Zwischen Sicherungskasten und Silberlöffeln

Zwei Geschichten, zwei Lebenswege, ein gemeinsamer Nenner: der Mut, eigene Träume Realität werden zu lassen. Andreas Großmann und Anja Gerber haben auf den ersten Blick wenig gemein-sam – der eine Elektromeister, die andere leidenschaftliche Gastgeberin – und doch verbindet sie mehr als man denkt: der Sprung ins Unternehmertum, durch ungewisse Zeiten hindurch, gegen Widerstände und mit unerschütterlichem Willen.
Andreas Großmann: Ein Unternehmer mit Spannungspotenzial
November 2024. Während sich der Nebel über das beschauliche Selters-Münster legt, beginnt für Andreas Großmann ein neuer Lebensabschnitt – mit Verantwortung, Risiko und jeder Menge Kabel. Der Elektromeister aus Hünstetten, 42 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Kinder, übernimmt den Traditionsbetrieb Elektro Hofmann, bei dem er seit 2010 tätig war. Was von außen geradlinig er-scheint, war hinter den Kulissen ein bürokratischer Kraftakt. „Ich wollte den Namen beibehalten, ihn weiterführen, weil er in der Region Vertrauen genießt“, sagt Großmann. Doch rechtlich war das als Einzelunternehmen nur eingeschränkt möglich – und plötzlich sah er sich mit Neugründungen, ge-änderten Bankkonditionen, neuen Lieferantenverträgen und zahllosen Formularen konfrontiert.
Trotz aller Hürden hat Großmann, der zuvor bereits mehr als zehn Jahre im Unternehmen eine Führungsposition innehatte, den Wandel geschafft. Heute beschäftigt er zehn Mitarbeitende, bildet mit Herzblut aus und treibt die Modernisierung des Maschinenparks voran. Aber auch nach dem Schritt in die Selbstständigkeit bleibt eine Herausforderung: „Ich wünsche mir langfristig eine Vertretung, um auch mal abschalten zu können.“ Sein Rat für andere Gründungswillige? „Wer übernimmt, sollte die Rechtsform des Betriebs rechtzeitig prüfen – das erspart viel Ärger.“
Anja Gerber: Vom Löffel zur eigenen Gastronomie
Während Großmann mit Strom arbeitet, kocht Anja Gerber mit Leidenschaft. Ihr Weg in die Selbständigkeit begann, wie so viele Abenteuer, völlig unerwartet. 52 Jahre alt, verheiratet, Patchworkfamilie mit drei Kindern – und eine Idee, die auf einem Geburtstag geboren wurde: 21 Löffelspeisen für den 21. Geburtstag ihres Sohnes. Was als liebevolle Geste begann, wurde nach Veröffentlichung in den sozialen Medien zum Überraschungserfolg.
Ein Waldernbacher liest es begeistert und engagiert die Hobbyköchin für eine Vereinsfeier – rund 500 ‚Löffel‘, für deren Zubereitung Gerbers die Küche in der Westerwaldhalle anmieteten. Aus ‚ein-malig‘ werden regelmäßige Kochevents in der Wanderhütte des Natur- und Wandervereins Menge-rskirchen am Knoten: ohne Küche und fließend Wasser. „Es war verrückt – aber es funktionierte“, lacht sie. Doch irgendwann reicht die die Anmietung der Gastro-Küche der Halle nicht mehr aus. 2018 dann die Chance: Ein Wohnhaus mit alter Tankstelle in Waldernbach, früher einmal ein Bahnhof der Kerkerbachbahn, steht zum Verkauf. Die Familie renoviert, zieht ein und verwandelt die ehemalige Zapfsäule in einen kulinarischen Magneten: das Romantik-Restaurant ‚Lieblingsessen‘ – mit 20 Plätzen, einem liebevoll gestalteten Biergarten und jeder Menge Herz.
Doch pünktlich zur Eröffnung kam Corona. Verzögerungen, Rückschläge, Unsicherheit. Die Eröffnung gelang erst im Mai 2021 – mit To-Go-Menüs. 2024 wagte die Betriebswirtin des Handwerks den Sprung in die vollständige Selbständigkeit. Heute beschäftigt sie gemeinsam mit ihrem Mann Christian eine Festangestellte sowie mehrere Aushilfen – und ihr Restaurant ist längst kein Geheim-tipp mehr. Inzwischen hat es das ‚Lieblingsessen‘ sogar in den Gastronomieführer „Hessen für Ver-liebte“ geschafft – als einer von 44 kulinarischen Orten, die für Zweisamkeit stehen. Firstdates, Hochzeitstage oder romantische Abende finden im Westerwald im ‚Lieblingsessen‘ statt.
Trotz aller Erfolge bleibt ein Wunsch offen: „Auch ich möchte irgendwann eine qualifizierte Vertretung haben, auf die ich mich verlassen kann – damit mal mehr als ein freier Abend drin ist. Das ist in der Gastronomie leichter gesagt als getan.“
Zwei Wege, ein gemeinsamer Mut
Was Andreas Großmann und Anja Gerber verbindet, ist der Glaube an sich selbst – und die Bereit-schaft, gegen Widerstände anzutreten. Ihre Geschichten zeigen: Unternehmensgründung ist kein Spaziergang. Sie verlangt Mut, Ausdauer und oft einen langen Atem. Und doch beweisen sie ein-drucksvoll: Wer bereit ist, für seine Vision zu kämpfen, kann aus einem Elektrohandwerksbetrieb einen modernen Ausbildungsbetrieb machen – oder aus einer alten Tankstelle einen Ort, an dem Liebe durch den Magen geht.
28. Gründerabend am 3. Juli in Limburg
Wer sich ebenfalls mit dem Gedanken einer Firmengründung oder -übernahme trägt, kann sich am Donnerstag, 3. Juli, ab 18.30 Uhr, in der IHK Limburg beim 28. Limburger Gründerabend kostenlos von Experten beraten lassen und Vorträge besuchen. Zudem gibt es rund ein Dutzend Beratungsinseln mit Themen rund um die Gründung und deren Finanzierung Dort werden neben Andreas Großmann und Anja Gerber auch weitere Existenzgründer über ihren Start in die Selbständigkeit berichten. Veranstaltet wird der Gründerabend von der Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg, IHK Limburg, Wirtschaftsförderung Limburg-Weilburg-Diez und der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar.

Quelle:
Arbeitsagentur